Samstag, 21. März 2009

In Rheinland-Pfalz fand man wenig Höhlenlöwen


















Mainz (höhlenlöwen-blog) – Aus Rheinland-Pfalz kennt man bisher nur drei Fundorte von Höhlenlöwen aus dem Eiszeitalter vor etwa 300.000 bis 11.700 Jahren. Dabei handelt es sich um Roxheim nördlich von Frankenthal (Rhein-Pfalz-Kreis), den ehemaligen Vulkan Schweinskopf-Karmelenberg im Brohltal (Kreis Ahrweiler) in der Osteifel und Wallertheim (Kreis Alzey-Worms) in Rheinhessen. Nachzulesen ist dies in dem Taschenbuch „Höhlenlöwen. Raubkatzen im Eiszeitalter“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst.

Aus Bayern kennt man 27 Fundorte von Höhlenlöwen, aus Nordrhein-Westfalen 21, aus Baden-Württemberg 15, aus Sachsen-Anhalt 10, aus Thüringen 8, aus Hessen 7, aus Niedersachsen 5, aus Rheinland-Pfalz 3, aus Brandenburg 3 und aus Sachsen 2. Unter den Großstädten, in denen Fossilien von Höhlenlöwen zum Vorschein kamen, sind Stuttgart, Wiesbaden, Leipzig, Hamburg und Berlin. Dagegen hat man im Saarland, in Schleswig-Holstein, in Bremen und in Mecklenburg-Vorpommern bisher überhaupt keine Höhlenlöwen gefunden.

Nirgendwo auf der Erde sind mehr Zähne und Knochen von Höhlenlöwen geborgen worden als in der Zoolithenhöhle von Burggaillenreuth bei Muggendorf in der Fränkischen Schweiz (Bayern). Dort hat man Reste von rund 30 Höhlenlöwen gefunden. Ebenfalls einen Eintrag ins „Guiness-Buch der Rekorde“ wert ist Bottrop-Welheim, wo die ältesten Löwenspuren Europas entdeckt wurden. Sie sind in der letzten Eiszeit zwischen etwa 35.000 und 42.000 Jahren entstanden.

Die frühesten und größten Löwen in Deutschland waren – Ernst Probst zufolge – die Mosbacher Löwen (Panthera leo fossilis) aus dem Eiszeitalter vor rund 600.000 Jahren. Sie sind nach dem ehemaligen Dorf Mosbach bei Wiesbaden benannt, wo man viele Reste von ihnen entdeckt hat. Der Mosbacher Löwe wurde 1906 von dem Mainzer Paläontologen Wilhelm von Reichenau anhand von Funden aus Mosbach sowie Mauer bei Heidelberg erstmals wissenschaftlich beschrieben. Reichenau wurde später erster Direktor des Naturhistorischen Museums Mainz, in dem besonders viele Funde des Mosbacher Löwen aufbewahrt werden.

Die Mosbacher Löwen erreichten eine Gesamtlänge von maximal 3,60 Metern, womit sie heutige Löwen in Afrika um rund einen halben Meter übertrafen. Ihr Rekordmaß wurde nur noch von den gegen Ende des Eiszeitalters existierenden Amerikanischen Höhlenlöwen (Panthera leo atrox) übertroffen, die bis zu 3,70 Meter lang wurden. Aus den riesigen Mosbacher Löwen sind vor ca. 300.000 Jahren die bis zu 3,20 Meter langen Höhlenlöwen hervorgegangen.

Die im Eiszeitalter vor etwa 300.000 bis 11.700 Jahren lebenden Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) tragen eigentlich einen falschen Namen. Diesen verdanken sie dem Umstand, dass ihre Knochenreste häufig in Höhlen entdeckt wurden. In Wirklichkeit waren diese Löwen aber Tiere der Steppe, der Busch- und Waldtundra und in Gebieten mit Höhlen genauso verbreitet wie in Landschaften ohne Höhlen.

Anders als Höhlenbären und Höhlenhyänen haben Höhlenlöwen vermutlich nur selten Höhlen als Versteck aufgesucht. Wahrscheinlich kamen vor allem geschwächte, kranke oder alte Höhlenlöwen in solche natürlichen Unterschlüpfe und suchten dort Schutz oder einen ruhigen Platz zum Sterben. Womöglich dienten Höhlen auch als Unterschlupf für Löwinnen, die dort ihren Nachwuchs zur Welt brachten und in der ersten Zeit aufzogen.

Sogar in hochgelegenen alpinen Höhlen von Italien, Österreich und der Schweiz hat man Reste von Höhlenlöwen entdeckt. An erster Stelle ist hier die in etwa 2800 Meter Höhe liegende Conturineshöhle in Südtirol (Italien) zu nennen. Weitere Fundorte von Höhlenlöwen sind die Salzofenhöhle bei Grundlsee im österreichischen Bundesland Steiermark (2000 Meter Höhe), die Ramesch-Knochenhöhle in Oberösterreich (1960 Meter Höhe) und die Höhle Wildkirchli im Ebenalpstock des Säntisgebirges im schweizerischen Kanton Appenzell (ca. 1500 Meter Höhe).